Der Rhodesian Ridgeback

Rassemerkmal des Rhodesian Ridgeback
Das Rassemerkmal des Rhodesian Ridgeback ist so genannte „Ridge“ – eine Mutation, die auch namensgebend ist. Mutationen sind dauerhafte Veränderungen des Erbguts. Sie verändern die in der DNA abgelegte genetische Information in einer oder mehreren Körperzellen. Im günstigen Fall verschaffen sie evolutionäre Vorteile, sie können jedoch auch zu Erbkrankheiten führen, wenn bestimmte Zellvorgänge nicht mehr physiologisch ablaufen. Der Gendefekt Dermoid Sinus ist im Zusammenhang mit dem Ridge zu sehen, auch wenn das viele Züchter von Rhodesian Ridgebacks nicht gerne hören und auch nicht wahrhaben wollen. Auf Grund des Dermoid Sinus ist der Rhodesian Ridgeback auch auf dem Qualzuchtgutachten gelistet.
Der Ridge war ein Zufallsprodukt, eine Laune der Natur und als solches sollten wir es auch sehen. Jedoch wird diese Mutation von den Züchtern in den Vordergrund gestellt – nach diesem Merkmal werden die zukünftigen Zuchthunde bereits in der Wurfkiste ausgewählt und es wird speziell darauf selektiert. Beim Rhodesian Ridgeback kommen nur Hunde mit einem perfekten Ridge und zwei symetrisch angelegten Crowns in die Zucht. Selbst ein geringfügiger Versatz der Crowns führt oftmals zum Zuchtausschluss, obwohl es im Standard nur heißt “nicht korrekte Wirbel des Ridges”. Eine klassische Überinterpretation des Standards, vor dem schon seit vielen Jahren bei zahlreichen Hunderassen immer wieder gewarnt wird und die schon viele Rassen ins Verderben geführt hat. Als disqualifizierende Fehler gelten selbstverständlich agressive, übermäßig ängstliche sowie verhaltensgestörte Hunde, aber dass in dieser Rubrik “Hunde ohne Ridge” aufgeführt sind, das macht fassungslos (im FCI-Standard nachzulesen).
Außerdem werden Hunde mit weißen Pfoten von der Zucht ausgeschlossen und weiße Brustflecken sind absolut unerwünscht. Dadurch ist über die Jahre eine Unmenge genetischer Diversität verloren gegangen. Darüber, dass früher ridgelose Welpen einfach getötet wurden, eben weil sie nicht das Rassemerkmal Ridge hatten, darf man garnicht nachdenken.
Der Ridge und das Dermoid Sinus Risiko
Der Ridge entsteht auf Chromosom 18 durch eine Duplikation von vier Genen (FGF3, FGF4, FGF19 und ORAOV1) und einem Teil eines fünften (CCND1) in der genannten Reihenfolge. Hunde haben normalerweise zwei Sätze dieser Gene, einen von jedem Elternteil, was bedeutet, dass sie genotypisch r/r sind und keinen Ridge auf dem Rücken aufweisen. Wenn es zu einer Verdopplung kommt (einer zusätzlichen Kopie dieser Gene), dann hat der Hund einen Ridge.
Es ist nachgewiesen, dass Hunde mit Ridge ein höheres Risiko für den DS haben. Das bedeutet nicht, dass der duplizierte Genort auf Chromosom 18, der für die Ausprägung des Ridge verantwortlich ist, gleichzeitig der einzige Genort für die Entstehung eines DS ist. Es steht außer Frage, dass die Vererbung des DS ein polygener Erbgang ist. Dennoch sind sicherlich weitere, bisher unbekannte Risikofaktoren beteiligt und Umwelteinflüsse spielen auch immer eine Rolle.
In der Publikation von Zhang und Distl (2022) wird eindeutig nachgewiesen, dass das Risiko einen DS zu entwickeln mit der Kopienzahl duplizierter Gene an diesem Ort korreliert. Hunde mit 2 Kopien (2.0 RCN, Genotyp R/R) haben ein 4,3-fach höheres Risiko zu erkranken als Hunde mit 1,5 Kopien (Genotyp R/r). Es gibt offenbar Hunde mit mehr als 2 Kopien. RCN 4 bedeutet, dass die Hunde 8 Kopien besitzen. Man sieht auch, dass das DS Risiko bei Hunden mit 2,5 Kopien im Vergleich mit Hunden mit 1,5 Kopien auf das 5,89-fache, also nochmals ansteigt (vorletzte Spalte in der Tabelle).


Die Vererbung des Ridge erfolgt wahrscheinlich monogen autosomal dominant mit unvollständiger Penetranz. Das bedeutet, dass das große R zwar vorherrschend ist, jedoch optisch nicht ausgeprägt werden muss. Das erklärt das Auftreten ridgeloser Hunde mit dem Genotyp R/r. Das kommt jedoch nur äußerst selten vor.
Da ridgelose Ridgebacks mit dem Genotyp r/r keinerlei Duplikation aufweisen, haben sie ein geeignetes züchterisches Potenzial, um die Kopienzahl gering zu halten und sollten deshalb unbedingt in der Zucht eingesetzt werden. Wie schon gesagt – die Ridgeback-Vereine in Deutschland weigern sich seit vielen Jahren vehement diesen Weg zu gehen.
Wie bei vielen anderen Rassehunden, so unterliegt auch der Rhodesian Ridgeback einer ständigen Selektion auf spezielle, erwünschte optische Merkmale, die man bis zur Perfektion gezüchtet hat. Das hat zwangsläufig zum Verlust genetischer Varianz geführt und natürlich auch zu Defektgenen.
Indem wir nun den Lionhound züchten und von Anfang an Hunde in die Zucht nehmen, denen die Mutation Ridge fehlt, versuchen wir dem entgegen zu wirken. Eine Mutation in einer Rasse in den Hintergrund zu drängen, die ein rein kosmetisches Merkmal ist und keinen Nutzen für das Tier hat, das ist mehr als vernünftig und sollte für jeden Menschen nachvollziehbar sein. In der Rassehundezucht gibt es auf Grund der Überinterpretation der Standards mehr als genug Probleme, die es zu lösen gilt.
